Artikel BZ: Ein Happy End für 100’000 Franken

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Bei den Proberäumen Lysbüchel steht eine Einigung bevor. Auf Immobilen Basel dürften Zusatzkosten im sechsstelligen Bereich zukommen.

Stefan Strittmatter, 14.06.2021

«Es gibt ein Happy End!» – mit diesen Worten meldet sich Maurits de Wijs, um zu einem Gespräch einzuladen, in dem er über das absehbare Ende seiner Streitig­keiten mit Immobilien Basel (IBS) berichten will. Der 53-Jährige hat im Dezember das Projekt Band­space im ehema­ligen Coop-Verteilzentrum im Lysbüchel eröffnet.

Das Problem: Die für viel Geld renovierten Schutzräume waren für ihren Bestimmungszweck – zehn Proberäume für Bands – aufgrund der fehlenden akustischen Dämmung partiell unbrauchbar. Besonders stossend daran: Die Fläche ist gemäss Mietvertrag ausschliesslich für die Nutzung als Proberäume vorgesehen. Dass die Räume entsprechend schallisoliert sein müssten, kommt also nicht überraschend. De Wijs hatte zudem frühzeitig beim Umbau auf die drohenden Probleme der un­isolierten Lüftungsdurchbrüche zwischen den einzelnen Räumen hingewiesen (die bz berichtete).

Für de Wijs, dessen Verein Lucubra neben den monatlichen Mietkosten von rund 6500 Franken (inklusive Nebenkosten) auch das von den IBS vorgeschossene ­Umbau-Darlehen in Höhe von 150’000 Franken abzahlen muss, begann ein Spiessrutenlauf: Ein beigezogener Akustiker bestätigte den mangelnden Schallschutz der Räume, die Mieterschlichtungsstelle «parkierte» die monatlichen Zahlungen auf einem Sperr­konto, und ein Anwalt setzte sich für de Wijs Anliegen ein, als dieser bei Immobilen Basel nicht weiterkam. Letztere wiederum stellten sich gegenüber dieser Zeitung auf den Standpunkt, zu laufenden Mietverhältnissen keine Auskunft erteilen zu wollen.

Die erforderliche Dämpfung und ein kleiner Mieterlass
Nun aber hat de Wijs gute Neuigkeiten: Auf dem Tisch ­seines kleinen Bandspace-Büros liegt der Vergleich, der ihm nach langem Hin und Her angeboten wurde. Auf eigene Rechnung will die Vermieterin die Lüftung mit einer Schwerlastfolie abkleben und die Durchbruch­löcher um die Kanäle versiegeln.

Wie das ausschaut, zeigt uns de Wijs an einem der beiden Räume, die in dieser Form versuchsweise optimiert worden sind. Mit der dicken schwarzen Folie soll nun eine Dämmung von 55 Dezibel möglich sein, wie sie der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein für Musik­räume vorsieht. Auf de Wijs’ Wunsch, für die ­Mieten von Dezember bis Juni einen Erlass von 50 Prozent zu erhalten, wollten sich IBS jedoch nicht einlassen. Ihr Gegenvorschlag: 15 Prozent, was knapp 4500 Franken für den gesamten Zeitraum entspricht, also weniger als einer Monatsmiete.

Das decke nicht einmal seine Kosten für Akustiker und Anwalt, geschweige denn die Stunden und Nerven, die er in diese Angelegenheit investiert habe, so de Wijs. Er werde noch einen Versuch machen, um IBS dazu zu bewegen, dem Verein entgegenzukommen, sagt er und blickt etwas resigniert auf seine Unterlagen. Ihm fehle schlicht die Energie, sich weiterhin mit der Besitzerin herumzuschlagen, die rein juristisch viel besser aufgestellt sei.

Aktuell überwiege bei ihm jedoch die Freude, dass die ­Räume nach den für die Sommerferien angesetzten Arbeiten endlich ihrem Bestimmungszweck entsprechend genutzt werden können. Die insgesamt 14 eingemieteten Formationen hätten sich mittlerweile gut eingerichtet und freuten sich darauf, richtig los­zulegen.

Während auf Immobilen ­Basel nun Zusatzkosten von mindestens 100’000 Franken warten, wie de Wijs anhand der Kosten der beiden bereits optimierten Räume vorrechnet, richtet er seinen Blick in die Zukunft: Im Herbst will er die Eröffnung von Bandspace nach­holen, die im Dezember Corona-bedingt ins Wasser gefallen ist.