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Dieser Mann sorgt für neue Proberäume: Wie Maurits de Wijs die Basler Szene umkrempelt

von Michael Gasser – bz
 30.5.2020 um 05:00 Uhr

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Mit seinem Projekt BandSpace sorgt Maurits de Wijs in Basel für elf neue Proberäume. Ein Angebot für Bands mit Gemeinschaftssinn.

Während die neue Kuppel und mit ihr die versprochenen Proberäume noch bis 2022 auf sich warten lassen, entsteht auf dem Lysbüchel das Projekt Band­Space: Im Untergeschoss des neuen Gewerbe- und Kulturhaus Elys an der Elsässerstrasse 215, dem ehemaligen Coop-Verteilzentrum, vermietet der vor einem Jahr gegründete Verein Lucubra ab 1. Oktober 2020 insgesamt elf Bandräume mit einer Fläche zwischen 35 und 90 Quadratmetern.

Den Initianten schwebt dabei mehr als nur eine blosse Vermietung vor: Man erhofft sich, dass an hinter dem Bahnhof St. Johann ein Werkraum für Musikerinnen und Musiker heranwächst, in welchem Material und Ideen rege geteilt und getauscht werden.WERBUNG

Entwickelt hat das Vorhaben Maurits de Wijs, langjähriges Vorstandsmitglied des Werkraum Warteck pp – und dort mit seiner Agentur für Neue Medien, zweihochdrei, auch ansässig. Er habe seit je ein grosses Interesse an der Musik und bisweilen auch Konzerte organisiert. «Allerdings nur hobbymässig», betont er. Als er die Gelegenheit erhielt, die freien Kellerräume auf dem Lysbüchel zu besichtigen, sei er rasch auf die Idee verfallen, die rund 900 Quadratmeter als Proberäume zu nutzen.

Mangel an Räumen für professionelle Bands

«Die bunkerartigen Räume ohne Tageslicht erschienen mir wie gemacht für laute Musik», so de Wijs. Also habe er habe er sich mit einem entsprechenden Konzept bei der Stadt beworben und positives Feedback erhalten. «Und im April haben wir den Vertrag mit einer Laufzeit von 15 Jahren unterzeichnet.»

Als Motivator für das Projekt nennt de Wijs nicht zuletzt das knappe Angebot an geeigneten Bandräumen in der Region. Doch wie gross ist dieser Mangel aktuell überhaupt? Alain Schnetz, Geschäftsleiter des RFV Basel, erklärt auf Anfrage, dass Proberäume weiterhin sehr gesucht seien. «Insbesondere gibt es zu wenig Räume, die auf Musiker mit professionellen Ansprüchen zugeschnitten sind», hält er fest. «Obschon sich viele mögliche Mietobjekte an unbewohnter Lage befinden, dürfen manche von ­ihnen nach 22 Uhr nicht genutzt werden.» Was für eine Band mit abendlichen Konzertverpflichtungen nicht akzeptabel sei.

Und was hält Schnetz von BandSpace? «Grundsätzlich finde ich das urbane Konzept sehr gut.» Allerdings existiere in Basel bereits ein Grundstock an Räumen mit Sharing-­Gedanken. «Ich finde es jedoch auch legitim, wenn sich Bands nicht sozial betätigen, sondern lieber auf ihr Ding fokussieren wollen.»

Workshops, Sitzungen und Präsentationen

Für de Wijs steht bei BandSpace aber der Community-­Aspekt im Vordergrund. Auch, weil er damit im Werkraum Warteck pp sehr gute Erfahrungen gemacht hat. «BandSpace soll ebenfalls selbstverwaltet sein und wer sich hier einmietet, muss sich nicht nur einbringen, sondern sich auch an das noch gemeinsam auszuarbeitende Manifest sowie an die Hausordnung halten», erklärt de Wijs. Zu den fixen Vorgaben gehören auch die Teilnahme an mehreren Sitzungen sowie eine jähr­liche Präsentation des eigenen Schaffens. Wer sich für einen der elf Proberäume bewerben will, muss sich zudem am 14. Juni für einen Workshop verpflichten.

«Bereits jetzt haben diverse Bands ihr Interesse bekundet», erzählt de Wijs. Entschieden sei jedoch noch nichts. Aktuell befinden sich die Räume im Rohbau. «Es dauert noch bis Ende September, bis uns Immobilen Basel-Stadt das Ganze schlüsselfertig übergibt.» Während die Stadt 150 000 Franken für eine Lüftungsanlage aufgeworfen hat, plant der nicht subventionierte Verein, die Akustik für die Proberäume anschliessend in Eigenregie auszubauen und etwa auch für die Errichtung einer Küche oder einer Werkstatt besorgt zu sein. «Die dafür benötigten rund 60 000 Franken haben wir aber noch nicht beisammen», räumt de Wijs ein.

Eine Plattform mit Netzwerkcharakter 

Für BandSpace werden explizit keine Solisten sondern Bands gesucht. «Die grösseren Räume lassen sich nach Absprache von mehreren Formationen teilen respektive untervermieten», denkt de Wijs. Zudem ist es dem Verein Lucubra ein wesentliches Anliegen, dass die Mieter verschiedene Stilrichtungen abdecken, sich aktiv zeigen und eine hohe Durchmischung diverser Kulturen und Generationen erreichen. «Erwünscht ist überdies ein möglichst grosser Frauenanteil», so de Wijs.

Geboten wird den Interessierten unter anderem eine niederschwellige Plattform mit Netzwerkcharakter, ein gemeinsamer Server, eine Lounge sowie ein Studio, das Tonaufnahmen aus jedem Bandraum ermöglicht. Und was ist nötig, damit der Projektinitiant am 1. Oktober mit dem Stand von BandSpace vollumfänglich zufrieden ist? «Ganz einfach: Wenn unsere Räume zu 90 Prozent vermietet sind.»